5 Tipps für mäkelige Fresser

Meine Hündin „Semmerl“ ist eine „schlechte Esserin“, würde man menschlich betrachtet sagen. Gesundheitlich betrachtet ist dem aber überhaupt nicht so: sie hat eine gute sportliche Figur, absolutes Idealgewicht und obendrein noch eine Top-Kondition. Sie ist einfach nur nicht so verfressen, wie man es von so manchem Labrador Retriever kennt, der vermeintlich kein Sättigungsgefühl zu haben scheint. Semmerl frisst halt einfach nur dann, wenn sie Hunger hat. Vielen Menschen fällt es schwer das zu akzeptieren, sie verfeinern das Futter immer mehr, was natürlich dazu führt, dass der Hund noch selektiver wird, schließlich gibt’s ja was „Besseres“ dazu, wenn man nur lange genug wartet..

Deshalb hier meine 5 wichtigsten Tipps für mäkelige Fresser:

1. Futter erarbeiten lassen!

Es mag zwar auf den ersten Blick bequemer scheinen den Hund aus dem Napf zu füttern aber warum nicht einfach die Futterration (am einfachsten Trockenfutter – neu bei DOG’S LOVE übrigens Trockenfutter Pferd) in eine Tüte packen und diese mit auf den Spaziergang nehmen? Einfache Futtersuchspiele, Versteckaufgaben in Baumrinden Apportieren über den Futterbeutel oder auch das simple Training von Grundsignalen kann so viel logischer für den Hund sein, als sein Futter plump aus dem Napf zu fressen. Auch in der Natur wird Fressen erjagt – probiert es aus, ihr werdet sehen, dass viele Hunde viel eher fressen, wenn es „Sinn“ macht.

2. Entspannen!

Hat dein Hund Normalgewicht und ist nicht so verfressen, wie so manch anderer, ist das erstmal kein Grund zur Sorge. Wir denken beim Füttern viel zu menschlich. Ein Wildhund würde im besten Fall alle paar Tage mal Beute machen, sich ordentlich vollfressen und (muss) dann tagelang davon zehren. Wir gewöhnen unseren Hunden aber durch unsere Mahlzeit-Rhythmen andere Fress-Intervalle an – manche Hunde lassen sich gerne drauf ein, die anderen eben nicht. Natürlich sollte man sich bei Untergewicht nochmal genau erkundigen, was man bei der Ernährung optimieren kann. Das Team von DOG’S LOVE steht hier gerne beratend zur Seite.

 3. Futter nicht frei zur Verfügung lassen!

Wir Menschen erheben keinen Anspruch auf Hundefutter – das ist auch gut so. Jedoch lernt der Hund dadurch auch, dass diese eigentlich sehr wichtige Ressource dann doch nicht so bedeutend ist, scheinbar frei zur Verfügung steht und man frei darüber verfügen kann. Gerade bei „Schlechtessern“ beobachte ich immer wieder, dass der gefüllte Napf den ganzen Tag herumsteht. Der Hund lernt dadurch quasi an einem All-inclusive-Buffet zu sein und wird deswegen – das wissen wir selbst vom Urlaub – noch weniger Appetit und Interesse zeigen, weil das Futter seinen Reiz verliert. 
Deshalb: Maximal zwei Mal pro Tag Futter anbieten und alles was nicht innerhalb von 2 Minuten angerührt wird sofort wieder wegräumen. Das gilt auch bei längeren Fress-Unterbrechungen. Wichtig: ein gesunder erwachsener Hund kann theoretisch locker 10 Tage ohne Nahrung auskommen, also werden 10 h keinerlei Problem für ihn darstellen.

4. Unterschiedliche Zeiten!

Aufgrund unseres Frühstück-Mittag-Abendessen-Rhythmus haben wir irgendwann begonnen den Hund ebenso angepasst zu füttern. In der Natur wäre so ein Essenplan, vor allem in diesen Mengen, extrem unrealistisch und purer Luxus. OK, manche Menschen empfinden große Freude und Glück ihre Hunde mit Futter zu verwöhnen und zugegeben – viele Hunde auch. Gerade die mäkeligen Fresser macht man mit einem Überangebot an Nahrung jedoch nicht glücklich. Hier geht es vielmehr darum, Futter spannend zu machen – jedoch bitte nicht durch geschmackliche Verfeinerungen (Hunde werden dadurch nur noch anspruchsvoller – siehe 5.) – sondern durch variierende Futterzeiten und Angebotsformen. Einmal wird das Frühstück in einem Futterbeutel auf den Morgenspaziergang mitgenommen und dort zwischendurch durch Apportieren „erarbeitet“. Gerade bei großen Hunden und größeren Futtermengen lieben viele Hunde übrigens die restliche Beute im Beutel nach Hause zu tragen und vor der Haustüre oder dann im Auto zu verzehren. An anderen Tagen gibt es erst zu Mittag etwas – da am besten auch spielerisch, z.B. über Suchspiele im Büro. Wieder andere bekommen tagsüber ein paar Brocken Trockenfutter für kleine Übungen und dürfen Abends aus dem Napf schlemmen. Haltet die Fütterung flexibel und unregelmäßig und eure Hunde werden Feuer und Flamme auf die nächste Mahlzeit sein.

5. Hochwertiges Futter!

Natürlich fressen viele Hunde auch schlecht, weil sie im übertragenen Sinne „Pappe mit Getreide“ dargeboten bekommen. Es ist prinzipiell gar nicht schlimm, wenn „Füller“ wie Getreide im Futter vorhanden sind – sofern der Hund es verträgt. Die Basis hochwertigen Futters sollte aber immer ein gesunder Fleischanteil (von um die 60 %) und Gemüse/Obst sein – damit sind die wichtigsten Vitamine, Mineralien und Spurenelemente abgedeckt. Natürlich gibt es Hunde, die manche Geschmäcker lieber haben als andere, deswegen darf hier natürlich herumprobiert werden. Keinesfalls sollte man jedoch beginnen die Nahrung mit Brühe, Saucen, Leberwurst und Co. zu verfeinern, nur damit sie gefressen wird. Auf Dauer kann das gesundheitliche Probleme hervorrufen und führt letztlich dazu, dass der Hund noch mäkeliger wird – schließlich lernt er, dass es immer etwas noch Besseres gibt, wenn der Appetit gerade nicht so groß ist.

Abschließend noch drei wichtige Punkte, zu denen es immer wieder Missverständnisse gibt: 

Viele Menschen möchten keine Futter-Suchspiele am Boden starten, weil sie Angst haben, dass ihre Hunde aufgrund dessen noch mehr Fressbares vom Boden aufnehmen. Im Gegenteil ist es aber so, dass Hunde jagdlich bedingt gerne Mal etwas mit der Nase auf dem Boden suchen, dieser „Drang“ also durch den Menschen und solchen Übungen kanalisiert wird. Ganz wichtig ist es aber eben, jedes Fressen mit einem Signal, z.B. „Such!“, zu verknüpfen und dem Hund mittelfristig auch beizubringen, dass am Boden liegendes Futter ohne dieses Signal tabu ist.

Viele Hunde haben zwar wenig Appetit, brauchen aber zwischendurch Nahrung, damit ihnen nicht schlecht wird. Auch wenn der Hund selbst es so nicht fühlt, ist der Magen in Vorbereitung zum Fressen und produziert schon mal Magensäure, die erbrochen wird, wenn dann doch nichts reinkommt (gelbliche Flüssigkeit ohne Inhalt). Bei solchen Hunden ist es wichtig, eine Mini-Portion (also ein Stückchen ausreichend) von etwas Geschmackvollem zu füttern, das der Hund dann annimmt. Damit beruhigt sich der Magen und kann gut aushalten, erst später mit einer größeren Portion versorgt zu werden. 

Viele Menschen sind auch beunruhigt, wenn Futter draußen erarbeitet wird – vor allem durch Bewegung, weil diese Kombination Magendrehungen begünstigen würde. Ich arbeite nun seit über 12 Jahren mit Hunden und habe schon unzählige apportieren und aus dem Futterbeutel fressen lassen – noch nie kam es dadurch zu einer Magendrehung. Auch Tierarzt Ralph Rückert beschreibt das sehr einleuchtend in einem seiner Blogartikel: „..jeder Praktiker kann bestätigen, dass der überwiegende Prozentsatz der Magendrehungen in den Abend- oder Nachtstunden, also meist aus der Ruhe heraus stattfindet.“ Es gibt also keinen Grund zur Beunruhigung, dass ein bisschen Bewegung in Kombination mit dem Fressen negative Auswirkungen haben kann.

Unsere Expertin:

Conny Sporrer zertifizierte DOGS-Trainerin

Hundetrainerin Conny Sporrer unterstützt uns bei DOG’S LOVE mit ihrer jahrelangen Erfahrung und umfangreichem Fachwissen. Nach ihrer Ausbildung bei Martin Rütter DOGS, eröffnete Conny ihre eigene Hundeschule in Wien. Außerdem ist sie erfolgreiche Buchautorin, Podcasterin sowie Gründerin der online Hundeschule hundetraining.me

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